1

ERSTES LIED: 1,1–22
1 Weh, wie einsam sitzt da / die einst so volkreiche Stadt! Einer Witwe wurde gleich / die Große unter den Völkern.
Bar 4,12
2 Sie weint und weint des Nachts, / Tränen auf ihren Wangen. Niemand ist da, sie zu trösten, / unter all denen, die sie liebten.
Klgl 2,18 Jer 9,17 Jer 30,14 Ps 69,21 Joh 13,18
3 In die Verbannung zog Juda aus Elend / und harter Knechtschaft. Nun weilt sie unter den Völkern / und findet nicht Ruhe.
4 Die Wege nach Zion trauern, / niemand pilgert zum Fest, / verödet sind all ihre Tore. Ihre Priester seufzen, / ihre Jungfrauen sind voll Gram, / sie selbst trägt Weh und Kummer.
Jer 14,2 Jes 3,26
5 Ihre Bedränger sind an der Macht, / ihre Feinde im Glück. Denn Trübsal hat der HERR ihr gesandt / wegen ihrer vielen Verfehlungen.
Klgl 2,17 Dtn 28,25 Ps 89,43
6 Gewichen ist von der Tochter Zion / all ihre Pracht. Ihre Fürsten sind wie Hirsche geworden, / die keine Weide finden.
Ez 10,18d Ez 11,22d
7 Jerusalem denkt an die Tage / ihres Elends, ihrer Unrast, an all ihre Kostbarkeiten, / die sie einst besessen,
8 Schwer gesündigt hatte Jerusalem, / deshalb ist sie zum Abscheu geworden. All ihre Verehrer verachten sie, / weil sie ihre Blöße gesehen.
Ez 16,37 Jes 47,3
9 Ihre Unreinheit klebt an ihrer Schleppe, / ihr Ende bedachte sie nicht. Entsetzlich ist sie gesunken, / niemand ist da, sie zu trösten.
Klgl 1,2
10 Der Bedränger streckte die Hand aus / nach all ihren Schätzen. Ja, sie sah, wie Völker / in ihr Heiligtum drangen;
2Kön 24,13 Dtn 23,4 Ez 44,7-9 Apg 21,28
11 All ihre Bewohner seufzen, / verlangen nach Brot. Sie geben ihre Schätze für Nahrung, / nur um am Leben zu bleiben.
Dtn 28,51d
12 Ihr alle, die ihr des Weges zieht, / schaut doch und seht, ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, / den man mir angetan,
Dan 9,12 Dan 12,1 Mt 24,21
13 Aus der Höhe sandte er Feuer, / in meine Glieder ließ er es fallen. Er spannte ein Netz meinen Füßen, / rücklings riss er mich nieder.
14 Schwer ist das Joch meiner Verfehlungen, / von seiner Hand aufgelegt. Sie stiegen mir über den Hals; / da brach meine Kraft.
Dtn 28,48
15 Verworfen hat all meine Helden / der Herr in meiner Mitte. Ein Fest rief er aus gegen mich, / meine jungen Männer zu zerschlagen.
Jes 63,3 Yoel 4,13
16 Darüber muss ich weinen, / mein Auge, ja, mein Auge fließt von Tränen. Fern von mir ist ein Tröster, / mein Leben zurückzubringen.
Klgl 1,2
17 Zion ringt die Hände, / niemand ist da, sie zu trösten. Aufgeboten hat der HERR gegen Jakob / seine Nachbarn, ihn zu bedrängen.
Klgl 1,8
18 Er, der HERR, ist im Recht. / Ich habe seinem Wort getrotzt. Hört doch, alle ihr Völker, / und seht meinen Schmerz:
19 Ich rief nach denen, die mich liebten; / doch sie betrogen mich. Meine Priester, meine Ältesten / sind in der Stadt verschmachtet,
Klgl 1,2 Klgl 1,11
20 HERR, sieh an, wie mir angst ist! / Mein Inneres glüht; mir dreht sich das Herz im Leibe, / weil ich mich so heftig widersetzt habe.
Jer 4,19 Jer 9,20 Dtn 32,25
21 Sie hörten, wie ich stöhne; / ich habe keinen Tröster. All meine Feinde hörten von meinem Unglück, / freuten sich, dass du es bewirkt hast.
Am 5,18+
22 all ihre Bosheit komme vor dich. / Tu dann an ihnen, wie du an mir getan / wegen all meiner Verfehlungen!
Jer 51,35

2

ZWEITES LIED: 2,1–22
1 Weh, mit seinem Zorn umwölkt / der Herr die Tochter Zion! Er schleuderte vom Himmel zur Erde / die Pracht Israels.
Ez 43,7
2 Schonungslos hat der Herr vernichtet / alle Fluren Jakobs, niedergerissen in seinem Grimm / die Bollwerke der Tochter Juda,
Dtn 28,52
3 Abgehauen hat er in Zornesglut / jedes Horn in Israel. Er zog seine Rechte zurück / angesichts des Feindes
Ps 75,5+ Klgl 4,11
4 Er spannte den Bogen wie ein Feind, / stand da - seine Rechte erhoben wie ein Bedränger. Er erschlug alles, / was das Auge erfreut.
Jer 21,5.6
5 Wie ein Feind ist geworden der Herr, / Israel hat er vernichtet. Vernichtet hat er alle Paläste, / zerstört seine Burgen.
6 Er zertrat wie einen Garten seine Wohnstatt, / zerstörte seinen Festort. Vergessen ließ der HERR auf Zion / Festtag und Sabbat.
2Chr 36,19 Jer 52,13 Klgl 1,4 Hos 2,13 Jes 1,13 Zef 3,18
7 Seinen Altar hat der Herr verschmäht, / verworfen sein Heiligtum, ausgeliefert in die Hand des Feindes / die Mauern von Zions Palästen.
Ez 24,21
8 Zu schleifen plante der HERR / die Mauer der Tochter Zion. Er spannte die Messschnur und zog nicht zurück / seine Hand vom Vernichten.
Jer 5,10 2Kön 21,13 Jes 34,11
9 In den Boden sanken ihre Tore, / ihre Riegel hat er zerstört und zerbrochen. Ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, / keine Weisung ist da,
Dtn 28,36 2Kön 25,7 Dtn 4,6.8 Ez 7,26 Ps 74,9
10 Am Boden sitzen, verstummt, / die Ältesten der Tochter Zion, streuen sich Staub aufs Haupt, / legen Trauerkleider an.
Jer 6,26
11 Meine Augen ermatten vor Tränen, / mein Inneres glüht, meine Leber ist zu Boden geschüttet / wegen des Zusammenbruches der Tochter, meines Volkes,
12 Sie sagen zu ihren Müttern: / Wo ist Brot und Wein?, da sie wie tödlich verwundet verschmachten / auf den Plätzen der Stadt,
Klgl 1,11
13 Wie soll ich dir zureden, was dir gleichsetzen, / Tochter Jerusalem? Womit kann ich dich vergleichen, wie dich trösten, / Jungfrau, Tochter Zion?
Klgl 1,12 Jer 30,12
14 Deine Propheten schauten dir / Lug und Trug. Deine Schuld haben sie nicht aufgedeckt, / um dein Schicksal zu wenden.
Jer 5,31 Jer 29,8 Ez 13,10
15 Über dich klatschen in die Hände / alle, die des Weges ziehen. Sie pfeifen und schütteln den Kopf / über die Tochter Jerusalem:
Jer 19,8 Mt 27,39p
16 Über dich reißen ihr Maul auf / all deine Feinde. Sie pfeifen und fletschen die Zähne, / sie sprechen: Wir haben sie vernichtet.
Am 5,18
17 Getan hat der HERR, was er geplant, / seinen Drohspruch vollzogen, den er seit alters verkündet hat. / Schonungslos hat er niedergerissen.
Dtn 28,15
18 Ihr Herz schreit laut zum Herrn. / Mauer der Tochter Zion, lass fließen wie einen Bach die Tränen / Tag und Nacht!
Klgl 1,2
19 Steh auf, klage bei Nacht, / zu jeder Nachtwache Anfang! Schütte aus wie Wasser dein Herz / vor dem Angesicht des Herrn!
20 HERR, sieh doch und schau: / Wem hast du solches getan? Dürfen Frauen ihre Leibesfrucht essen, / die sorgsam gehegten Kinder?
Klgl 4,10 Dtn 28,53 Jer 19,9
21 Am Boden liegen in den Gassen / Kind und Greis. Meine Mädchen und jungen Männer / fielen unter dem Schwert.
22 Wie zum Festtag hast du von ringsum gerufen, / wovor mir graut. Am Zorntag des HERRN gab es keinen, / der entkam und entrann.
Jer 20,10+

3

DRITTES LIED: 3,1–66
1 Ich bin der Mann, der Leid erlebt hat / durch die Rute seines Grimms.
2 Er hat mich getrieben und gedrängt / in Finsternis, nicht ins Licht.
Joh 8,12+
3 Täglich von Neuem kehrt er die Hand / nur gegen mich.
4 Er zehrte aus mein Fleisch und meine Haut, / zerbrach meine Glieder,
Ijob 30,30
5 umbaute und umschloss mich / mit Gift und Erschöpfung.
6 Im Finstern ließ er mich wohnen / wie längst Verstorbene.
7 Er hat mich ummauert, ich kann nicht entrinnen. / Er hat mich in schwere Fesseln gelegt.
Ijob 3,23 Ijob 19,8
8 Wenn ich auch schrie und flehte, / er versperrte den Weg meinem Gebet.
9 Mit Quadern hat er mir die Wege verriegelt, / meine Pfade irregeleitet.
10 Ein lauernder Bär war er mir, / ein Löwe im Versteck.
Ijob 10,16
11 Er ließ meine Wege sich verstricken, / machte mich regungslos und einsam.
12 Er spannte den Bogen und stellte mich hin / als Ziel für den Pfeil.
Ijob 16,12-13
13 In die Nieren ließ er mir dringen / die Geschosse seines Köchers.
14 Ein Gelächter war ich all meinem Volk, / ihr Spottlied den ganzen Tag.
Dtn 28,37 Ps 69,12d Jer 20,7 Ijob 30,9
15 Er speiste mich mit bitterer Kost / und tränkte mich mit Wermut.
16 Meine Zähne ließ er auf Kiesel beißen, / er drückte mich in den Staub.
Jer 23,15 Ps 69,22
17 Du hast mich aus dem Frieden hinausgestoßen; / ich habe vergessen, was Glück ist.
Jer 16,5
18 Ich sprach: Dahin ist mein Glanz / und mein Vertrauen auf den HERRN.
Ijob 17,15
19 An meine Not und Unrast denken / ist Wermut und Gift.
20 Immer denkt meine Seele daran / und ist betrübt in mir.
21 Das will ich mir zu Herzen nehmen, / darauf darf ich harren:
22 Die Huld des HERRN ist nicht erschöpft, / sein Erbarmen ist nicht zu Ende.
Ex 34,6-7
23 Neu ist es an jedem Morgen; / groß ist deine Treue.
24 Mein Anteil ist der HERR, sagt meine Seele, / darum harre ich auf ihn.
Ps 16,6 Ps 73,26
25 Gut ist der HERR zu dem, der auf ihn hofft, / zur Seele, die ihn sucht.
26 Gut ist es, schweigend zu harren / auf die Hilfe des HERRN.
Jes 30,18 Ps 40,2
27 Gut ist es für den Mann, / ein Joch zu tragen in der Jugend.
28 Er sitze einsam und schweige, / wenn der HERR es ihm auflegt.
Jer 15,17
29 Er beuge in den Staub seinen Mund; / vielleicht ist noch Hoffnung.
Jes 50,6 Mt 5,39
30 Er biete die Wange dem, der ihn schlägt, / und lasse sich sättigen mit Schmach.
31 Denn nicht für immer / verwirft der Herr.
32 Hat er betrübt, erbarmt er sich auch wieder / nach seiner großen Huld.
Jes 54,8-9
33 Denn nicht freudigen Herzens / plagt und betrübt er die Menschenkinder.
Ez 33,11
34 Dass man mit Füßen tritt / alle Gefangenen des Landes,
35 dass man das Recht des Mannes beugt / vor dem Antlitz des Höchsten,
36 dass man im Rechtsstreit den Menschen bedrückt, / sollte der Herr das nicht sehen?
37 Wer hat gesprochen und es geschah? / Hat nicht der Herr es geboten?
Gen 1 Ps 33,9
38 Geht nicht hervor aus des Höchsten Mund / das Gute wie auch das Böse?
Jes 45,7
39 Wie dürfte denn ein Lebender klagen, / ein Mann über seine Sünden?
40 Prüfen wir unsre Wege, erforschen wir sie / und kehren wir um zum HERRN!
Jes 55,7
41 Erheben wir unser Herz samt den Händen / zu Gott im Himmel!
42 Wir haben gesündigt und uns widersetzt; / du hast nicht vergeben.
43 Du hast uns in Zorn gehüllt und verfolgt, / getötet und nicht geschont.
44 Du hast dich in Wolken gehüllt, / kein Gebet kann sie durchstoßen.
Klgl 3,8
45 Zu Unrat und Auswurf hast du uns gemacht / inmitten der Völker.
Dtn 28,37 1Kor 4,13
46 Ihren Mund rissen gegen uns auf / all unsre Feinde.
47 Grauen und Grube wurde uns zuteil, / Verwüstung und Verderben.
48 Tränenströme vergießt mein Auge / über den Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes.
49 Mein Auge ergießt sich und ruht nicht; / es hört nicht auf,
50 bis der HERR vom Himmel her / sieht und schaut.
Jes 63,15
51 Mein Auge schmerzt mich / wegen all der Töchter meiner Stadt.
52 Wie auf einen Vogel machten sie Jagd auf mich, / die ohne Grund meine Feinde sind.
Ps 35,19 Ps 69,5
53 Sie stürzten in die Grube mein Leben / und warfen Steine auf mich.
54 Das Wasser ging mir über den Kopf; / ich sagte: Ich bin verloren.
55 Da rief ich deinen Namen, HERR, / tief unten aus der Grube.
56 Du hörtest meine Stimme: / Verschließ nicht dein Ohr / vor meinem Seufzen, meinem Schreien!
Ps 130,2
57 Du warst nahe am Tag, da ich dich rief; / du sagtest: Fürchte dich nicht!
58 Du, Herr, hast meine Sache geführt, / hast mein Leben erlöst.
59 Du, HERR, hast meine Bedrückung gesehen. / Verschaffe mir Recht!
60 Du hast gesehen ihre ganze Rachgier, / all ihr Planen gegen mich.
61 Du hast ihr Schmähen gehört, o HERR, / all ihr Planen gegen mich.
62 Das Denken und Reden meiner Gegner / ist gegen mich den ganzen Tag.
63 Blick auf ihr Sitzen und Stehen! / Ein Spottlied bin ich für sie.
Klgl 3,14
64 Vergilt ihnen, HERR, / nach dem Tun ihrer Hände!
Jer 51,56
65 Gib ihnen ein verhärtetes Herz! / Dein Fluch über sie!
66 Verfolge sie im Zorn und vernichte sie / unter dem Himmel des HERRN!

4

VIERTES LIED: 4,1–22
1 Weh, wie glanzlos ist das Gold, / gedunkelt das köstliche Feingold, hingeschüttet die heiligen Steine / an den Ecken aller Straßen!
Jer 6,27-30
2 Die kostbaren Kinder Zions, / aufgewogen mit reinem Gold, weh, wie Krüge aus Ton sind sie geachtet, / wie Werk von Töpferhand.
Jer 19,11
3 Selbst Schakale reichen die Brust, / säugen ihre Jungen. Die Tochter, mein Volk, ist grausam geworden / wie Strauße in der Wüste.
Ijob 39,13-17
4 Des Säuglings Zunge klebt / an seinem Gaumen vor Durst. Kinder betteln um Brot; / keiner bricht es ihnen.
Klgl 2,11-12
5 Die einst Leckerbissen schmausten, / verschmachten auf den Straßen. Die einst auf Purpur lagen, / klammern sich jetzt an Unrat.
6 Größer ist die Schuld der Tochter, meines Volkes, / als die Sünde Sodoms, das plötzlich vernichtet wurde, / ohne dass eine Hand sich rührte.
Gen 19
7 Ihre Vornehmen waren reiner als Schnee, / weißer als Milch, ihr Leib rosiger als Korallen, / saphirgleich ihre Gestalt.
8 Schwärzer als Ruß sehen sie aus, / man erkennt sie nicht auf den Straßen. Ihre Haut schrumpft ihnen am Leib, / trocken wie Holz ist sie geworden.
9 Besser die vom Schwert Getöteten / als die vom Hunger Getöteten; sie sind verschmachtet, / vom Missertrag der Felder getroffen.
10 Die Hände liebender Frauen / kochten die eigenen Kinder. Sie dienten ihnen als Speise / beim Zusammenbruch der Tochter, meines Volkes.
Klgl 2,20
11 Randvoll gemacht hat der HERR seinen Grimm, / ausgegossen seinen glühenden Zorn. Er entfachte in Zion ein Feuer, / das bis auf den Grund alles verzehrte.
Klgl 2,3
12 Kein König eines Landes, kein Mensch auf der Erde / hätte jemals geglaubt, dass ein Bedränger und Feind / durchschritte die Tore Jerusalems.
13 Wegen der Sünden ihrer Propheten, / wegen der Verfehlung ihrer Priester, die in ihrer Mitte vergossen haben / das Blut von Gerechten,
Jer 6,13 Ez 7,23
14 wanken sie blind durch die Gassen, / besudelt mit Blut, sodass man nicht berühren mag / ihre Kleider.
Num 35,32-33
15 Fort, unrein!, ruft man ihnen zu. / Fort, fort! Rührt nichts an! Da fliehen sie, da wanken sie. / Unter den Völkern sagt man: / Sie dürfen nicht länger bleiben.
Lev 13,45
16 Das Angesicht des HERRN hat sie zerstreut, / er schaut sie nicht mehr an. Keine Ehrfurcht zollte man den Priestern, / die Ältesten fanden keine Gnade.
17 Als wir uns noch die Augen nach Hilfe für uns ausschauten, / war es umsonst. Auf unserer Warte spähten wir nach einem Volk, / das dann doch keine Hilfe brachte.
Ez 29,6 Jer 37,7
18 Man stellte unseren Schritten nach, / wir konnten nicht auf die Straßen. Unser Ende war nah, die Tage voll, / ja, unser Ende kam.
19 Schneller waren unsere Verfolger / als Adler am Himmel. Sie jagten uns auf den Bergen, / lauerten uns auf in der Wüste.
20 Unser Lebensatem, der Gesalbte des HERRN, / ist gefangen in ihren Gruben. Wir aber hatten gedacht: / In seinem Schatten werden wir leben unter den Völkern.
2Kön 25,5-6
21 Juble nur und freue dich, Tochter Edom, / die du wohnst im Lande Uz. Auch zu dir wird der Becher kommen, / du wirst dich betrinken und dich entblößen.
Jer 25,16 Jes 51,17+ Gen 9,21 Hab 2,15d
22 Zu Ende ist deine Schuld, Tochter Zion; / nicht wieder führt er dich in Verbannung. Deine Schuld sucht er heim, Tochter Edom, / deckt deine Sünden auf.
Jes 40,2 Ps 137,7

5

FÜNFTES LIED: 5,1–22
1 HERR, denk daran, was uns geschehen, / blick her und sieh unsre Schmach!
2 An Fremde fiel unser Erbe, / unsre Häuser kamen an Ausländer.
3 Waisen wurden wir, vaterlos, / unsere Mütter wurden Witwen.
4 Unser Wasser trinken wir für Geld, / unser Holz müssen wir bezahlen.
5 Wir werden getrieben, das Joch auf dem Nacken, / wir sind müde, man versagt uns die Ruhe.
6 Nach Ägypten streckten wir die Hand, / nach Assur, um uns mit Brot zu sättigen.
Jer 2,18
7 Unsere Väter haben gesündigt; sie sind nicht mehr. / Wir müssen ihre Sünden tragen.
Ez 18,2
8 Sklaven herrschen über uns, / niemand entreißt uns ihren Händen.
9 Unter Lebensgefahr holen wir unser Brot,/ bedroht vom Schwert der Wüste.
10 Unsere Haut glüht wie ein Ofen / von den Gluten des Hungers.
11 Frauen schändet man in Zion, / Jungfrauen in den Städten von Juda.
12 Fürsten werden von ihrer Hand gehängt, / den Ältesten nimmt man die Ehre.
13 Junge Männer müssen die Handmühlen schleppen, / unter der Holzlast brechen Knaben zusammen.
14 Die Alten bleiben fern vom Tor, / die Jungen vom Saitenspiel.
15 Dahin ist unseres Herzens Freude, / in Trauer gewandelt unser Reigen.
16 Die Krone ist uns vom Haupt gefallen. / Weh uns, wir haben gesündigt!
17 Darum ist krank unser Herz, / darum sind trüb unsere Augen
18 über den Zionsberg, der verwüstet liegt; / Füchse laufen dort umher.
Jes 34,13-15
19 Du, HERR, thronst ewig, / dein Thron besteht von Geschlecht zu Geschlecht.
Ps 102,13 Ps 145,13 Ps 146,10
20 Warum willst du uns für immer vergessen, / uns verlassen fürs ganze Leben?
21 Lass du, HERR, uns zurückkehren zu dir, / dann kehren wir um! / Erneuere unsere Tage wie in der Urzeit.
Jer 31,18
22 Oder hast du uns denn ganz verworfen, / zürnst du uns über alle Maßen?